Ironman-Bestzeit trotz Trainingspause für Peter Kneip aus Ahrweiler

Peter Kneip vom TriTeam Sinzig schafft nach überstandener Verletzung beim Ironman Germany in Frankfurt zum 5. Mal die Qualifikation für Hawaii

Es ist Sonntagmorgen, 18. August, kurz vor sieben Uhr. Für Peter Kneip aus Ahrweiler steht ein kleines Jubiläum an. Gleich wird der Startschuss zu seinem mittlerweile 20. Ironman-Triathlon über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Marathonlauf fallen. Nach u.a. 10 Teilnahmen in Roth und 4 Starts auf Hawaii ist dieser Tag aber auch deswegen etwas besonderes, weil es zugleich die Premiere des neuen Ironman Germany in Frankfurt ist. Nach einigen Querelen mit dem Weltverband WTC hatten die Rother Organisatoren im letzten Jahr die Austragungsrechte für einen Hawaii-Qualifikationswettkampf abgegeben. Und daher nun das mit viel Aufwand aus dem Boden gestampfte neue Rennen in Frankfurt. Zum ersten Mal gibt es in Deutschland einen gemeinsamen Massenstart aller fast 2000 Teilnehmer aus 36 Nationen. Austragungsort der Auftaktdisziplin ist der Langener Waldsee nahe des Frankfurter Flughafens.

Peter Kneip gehen einige Gedanken durch den Kopf. Eigentlich schien die Saison 2002 schon für ihn beendet zu sein, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Nach einem längeren Trainingsaufenthalt in Spanien im Frühjahr startete der 36jährige im Mai vielversprechend in die Saison. Der erstmalige Rheinland-Pfalz-Meistertitel im Duathlon (Laufen-Radfahren-Laufen) schien der Auftakt für ein tolles Jahr zu sein. Doch nur eine Woche später Anfang Juni dann der Schock. Massensturz bei einem Radrennen und Schlüsselbeinbruch. Alles vorbei, außer der Hoffnung, es evtl. doch noch bis Frankfurt zu schaffen. Nach 4 Wochen Trainingspause blieben Anfang Juli ganze 7 Wochen zur Vorbereitung auf Frankfurt übrig. Und im Schwimmen musste er sogar noch 3 Wochen länger pausieren. 2 Wochen vor Frankfurt dann ein Testwettkampf in Belgien, der Kneip ein gutes Gefühl vermittelte und anschließend die kurzfristige Nachmeldung für den Ironman Germany.

Es ist Punkt sieben Uhr. Nervöses Warten auf den Startschuss. Dann die Durchsage, dass sich der Start um 10 Minuten nach hinten verschiebt. Verkehrschaos in den Zufahrtswegen hat verhindert, dass alle Athleten pünktlich im Wasser sein können. Vorne an der Startlinie macht sich große Unruhe breit. Jeder will in die erste Reihe. Dann knallt es endlich und begleitet von bengalischem Feuer am Seeufer und über dem Wasser kreisenden TV-Hubschraubern schlagen 2000 Armpaare wild ins Wasser. Peter Kneip kann sich ohne große Schwierigkeiten dem Starttumult entziehen und schnell einen zügigen, kontinuierlichen Schwimmrhythmus finden. Erste Euphorie macht sich bei ihm breit, denn das konnte er nach nur 4 Wochen seit dem Wiedereinstieg ins Schwimmtraining nicht erwarten. 15.000 Zuschauer am Ufer ergeben eine imposante Kulisse, als Kneip schließlich nach 58:37 Minuten die Rampe vom See zur Wechselzone an sein Fahrrad hinaufstürmt. Diese Durchgangszeit liegt gerade mal knapp 2 Minuten über seiner Bestzeit für die 3,8 km im Wasser.

8.000 Trainingskilometer bis zum Rennen geben ihm auch anschließend auf den 180 km durch die City und das Umland von Frankfurt das Gefühl, das Rennen gut im Griff zu haben. Schon jetzt am Morgen brennt die Sonne wie selten in diesem Sommer 2002 und es ist klar, daß es beim abschließenden Marathon eine Hitzeschlacht geben wird. Der Radkurs ist schwieriger als der im fränkischen Roth. Weniger durch die drei Hügel, die es in jeder der beiden 90 km Runden zu bewältigen gilt, sondern vielmehr durch den unruhigen Streckenverlauf mit sehr vielen Kurven, Abzweigungen und Ortsdurchfahrten. Immer wieder ist Abbremsen und neu Beschleunigen angesagt. Das kostet viel Kraft, genau wie die spektakulären Kopfsteinpflasterabschnitte, die an zwei Stellen der Radrunde zu durchfahren sind. Ein absolutes Novum bei einer Triathlonveranstaltung auf deutschem Boden ist, dass der Radkurs komplett abgesperrt ist. Der Aufwand, den das vor allem mitten in der Frankfurter Innenstadt bedeutet, kann man sich vorstellen. Zum ersten Mal seit seinem Debut auf der Ironmandistanz 1991 hat Peter Kneip auf dem Rad keine Schwächeperiode zu durchleiden und kann sogar die zweiten 90 km zwei Minuten schneller als die erste Hälfte zurücklegen. Erstklassige 4:54:03 Stunden für die 180 km zeigt die Stoppuhr in der zweiten Wechselzone für ihn an, was einem Durchschnittstempo von ca. 37 km/h entspricht.

Ein routinierter Wechsel in die Laufschuhe und erste Hochrechnungen deuten auf eine neue persönliche Bestzeit im Ziel hin. Doch vorher ist noch die körperlich und psychisch schwierigste letzte Disziplin des Ironman zu absolvieren: Der Marathonlauf über 42,2 km. Inzwischen ist es Mittag und das Quecksilber zeigt bereits über 30 Grad im Schatten an. Doch Schatten sucht man vergeblich auf der 14 km Runde, die auf beiden Seiten des Mainufers entlang führt und dreimal zu durchlaufen ist. Eine imposante Zuschauerkulisse hat sich hier eingefunden und feuert die Athleten pausenlos an. Peter Kneip geht die erste Runde in 1:04 Std. an und hofft auf einen Marathon von unter 3:20 Std. Doch in der 2. Runde muss auch er wie so viele Teilnehmer der Hitze und dem Kräfteverschleiß Tribut zollen und das Tempo reduzieren. Auch auf der 3. Runde bleibt es sehr hart, doch angespornt durch die Tatsache keine weitere Zeit zu verlieren und hervorragend platziert zu liegen, überholt er noch einige stärker eingeschätzte Mitstreiter. Der Zieleinlauf direkt vor der historischen Kulisse des Frankfurter Römers, wo wenige Wochen zuvor noch die Nationalmannschaft nach der Fußball-WM empfangen wurde, ist phänomenal. Vor vielen Tausend Zuschauern läuft Peter Kneip nach einem Marathon von 3:29:47 Std. durch den Zielkanal. Und dann der Blick auf die Uhr: 9:27:49 Std. – Bestzeit! Die 5 Jahre alte Marke aus Roth um 2 Minuten unterboten – und das trotz der unglücklichen Umstände im Vorfeld. Aber noch begeisterter ist er, als er sein Ergebnis im Gesamtklassement sieht: 62. Platz von 2000 Teilnehmern in einem internationalen Feld einschließlich aller Profis und allen ambitionierten deutschen Triathleten.. In seiner Alterskategorie M35 bedeutete das sogar Platz 13 und damit die ganz sichere Qualifikation für den Ironman Hawaii. Um sage und schreibe 25 Minuten hatte Peter Kneip damit die Marke unterboten, die in seiner Altersklasse noch für eins der begehrten Tickets zum Klassiker des Triathlonsports ausgereicht hätte! Außerdem ist Kneip damit nach dem Gesamtzweiten, dem Koblenzer Profi Jürgen Zäck, zweitbester Athlet aus Rheinland-Pfalz.

Nach ein paar Wochen Erholungspause wird er Mitte September noch einmal für einen Monat ins Training einsteigen, um schließlich am 19. Oktober dann schon zum fünften Mal in Kona / Hawaii am Start zu stehen.